mond
INTERPRETATION


Nacht, Ruhe, Intuition, Emotionen, Tiefe


Die Bedeutung: Ähnlich wie bei meinen Recherchen zu den Sternen fand ich auch zum Mond sehr vielfältige traditionelle Deutungen. Einige davon erschienen mir beliebig. Manche, weil ich ihre Verbindung mit dem Mond als Symbol nicht sehen konnte, andere, weil sie sehr viel direkter anderen Karten zuordenbar waren. Aber viele leuchteten mir auch sofort ein. Die folgenden Interpretationen konzentrieren sich auf diese. Die anderen erwähne ich kurz im letzten Absatz.

Mond / Nacht / Schlaf / Ruhe: Zuallererst repräsentiert der Mond sich selbst - den realen Mond - und damit zusammenhängend dann auch Abende, Nächte und Jahreszeiten, in denen die Nächte lang und dunkel sind (Herbst und Winter). So offensichtlich sie sind, sind diese Deutungen aber nicht auf viele konkrete Legungen anwendbar. Glücklicherweise kann man sie ganz einfach erweitern. Denn abgesehen davon, wenn wir die Nachtschicht arbeiten, abgesehen von bestimmten Feierlichkeiten oder sexuellen Aktivitäten sind Abende und Nächte normalerweise die Zeit, in denen die Dinge für uns Menschen verlangsamen, in denen wir ruhen bzw. überhaupt schlafen. Deshalb interpretiere ich den Mond oft als Ruhe, Rast und Schlaf. Die Karte kann darauf hinweisen, dass wir müde sind, Rast brauchen. Sie kann vorschlagen, dass wir uns unsere Schlafhygiene genauer ansehen sollten, weil schlechter Schlaf ein Problem, das wir haben, noch schlimmer macht.

Dunkelheit / Unbewusstes / Intuition: Natürlich ist der Mond auch tagsüber manchmal am Himmel zu sehen. Weil aber der Tageshimmel so hell ist, ist das sanfte Leuchten des Mondes kaum merkbar. Nur in der Nacht, wenn der Himmel schwarz ist, nur im Kontrast zu der Dunkelheit rund um ihn herum, ist der weiße Mond eine so hervorstechende Gestalt. Sein sanftes Leuchten wird dort zu einer ausgeprägten Lichtquelle. Besonders bei Vollmond ist dessen Licht stark genug, um unsere nächtliche Umgebung zu einem Teil sichtbar zu machen; genug für uns, um erahnen zu können, was sich rund um uns befindet. Die Details allerdings bleiben verborgen. Ich sehe den Mond daher nicht nur als Repräsentanten für Nacht und Dunkelheit (wörtlich, vor allem aber auch bildlich gesprochen!), sondern auch für alles, dessen wir uns nicht in vollem Ausmaß bewusst sind, von dem wir aber bereits eine Ahnung (bzw. Vorahnung) haben. Der Mond kann für alles stehen, das (teilweise) verborgen ist; für unser Unbewusstes, für uns nicht bewusste Vorgänge, und für unsere Intuition.

Psyche / Emotionen / Ängste und Bedürfnisse: Wenn man vom vorangehenden Absatz an weiterdenkt, kann der Mond für alles stehen, das mit unserer Seele, mit unserer Psyche, mit unseren Emotionen zu tun hat. Er repräsentiert unsere Gefühle im Allgemeinen, wegen der oben erwähnten Assoziierung des Mondes mit Dunkelheit aber vor allem für Gefühle mit einer "dunklen" Komponente: unsere Ängste und tiefe Bedürfnisse beispielsweise, oder Traurigkeit, Melancholie. Der Mond kann für Emotionalität, Gefühlslastigkeit in einem neutralen Sinn stehen, aber auch in einem zerstörerischen. Abhängig vom Kontext und benachbarten Karten kann der Mond für emotionale Ausbrüche oder Umbrüche stehen, sogar für emotionale Traumata.

Tiefe / Tiefgründigkeit / Bedeutsamkeit: Weil es ganz wesentliche die Schatten sind, die einem Gemälde oder einem tatsächlichen Objekt bzw. einer realen Landschaft Tiefe verleihen, interpretiere ich den Mond gerne als Tiefe bzw. Tiefgründigkeit. Er kann für alles stehen, das Tiefe hat, tiefgründig ist, enigmatisch (uns teilweise verborgen) ist. Der Mond ist die Karte, die sagt, dass stille Wasser tief gründen. Von einem etwas anderen Blickwinkel betrachtet repräsentiert er Bedeutsamkeit. Oft scheint der Mond vorzuschlagen, dass ein bestimmtes Thema für uns sehr wichtig, eben bedeutsam ist. Er kann die Relevanz benachbarter Karten in Bezug auf unsere Fragestellung hervorstreichen.

Andere: Wie ich in der Einführung oben bereits erwähnte, zähle ich in diesem letzten Absatz weitere, traditionelle Deutungen des Mondes auf, die ich andere KartenlegerInnen benutzen sah, selbst aber nicht verwende. In Klammern führe ich die Karten an, denen ich persönlich diese Deutung stattdessen zuordnen würde.
Aufmerksamkeit (im Sinn von Fokus: Anker; im Sinn von Rampenlicht: Park oder Blumenstrauß); Anerkennung/Lob (Blumenstrauß); Beliebtheit (Sonne), Berühmtheit (Sonne, Park); Einbildungskraft/Fantasie (Sterne); Kreativität/Kunst (Blumenstrauß/sinnliche Lilie); Romantik (Herz); Attraktion (Schlange/sinnliche Lilie); Attraktivität (Blumenstrauß).

See also the annakblogs article >> So, is the Moon a negative or a positive card?


Das Bild: Meine Illustration des Mondes entstand in einem Prozess von Versuch und Irrtum. Passend zur Bedeutung der Karte suchte ich nicht nach Symbolismus, den der Intellekt entziffern kann. Ich suchte nach einem Bild, das eine ganz bestimmte, komplexe Stimmung vermitteln kann. Ich wollte tiefe Ruhe, Frieden darstellen, die aber durchzogen sind mit einem winzigen Quäntchen der Möglichkeit, dass etwas Angstvolles oder Trauriges in ihrer Tiefe verborgen sind. Ich suchte nach einer Atmosphäre von Rast und gutem Schlaf, gleichzeitig aber auch intensiver Emotionalität. Um diese Stimmung zu finden, skizzierte ich und verwarf die Skizzen, skizzierte ich wieder und verwarf Teile davon. Manche Details behielt ich, rearrangierte sie aber und fügte sie einem ganz neuen Konzept hinzu - und so weiter. Alle Schnipsel zusammengenommen, die ich letztendlich nicht benutzte, könnten wahrscheinlich zwei vollständige andere Karten bilden. Aber das Bild, das am Ende entstand, vermittelte exakt die Atmosphäre, nach der ich gesucht hatte. Warum, und wie, kann ich nur zum Teil erklären; ich hoffe ganz einfach, dass sie auch für Sie so spürbar ist wie für mich. Zwei Details aber möchte (bzw. kann) ich herausheben.
Zum einen sind da die beiden Treppen, die an den Häusern vorbei zum Wasser hinunterführen, und eine weitere Treppe, die ganz nach oben zur Spitze des Berges hinafführt (in der oberen linken Ecke). Diese drei Treppen fügte ich erst am Ende hinzu, mehr aus Spaß und Experimentierfreude als aus bestimmter Absicht. Aber ich entdeckte sofort, dass sie Vertikalität, und damit auch räumliche und metaphorische Tiefe, betonten. Darüber hinaus verbildlichen sie das Unbewusste (vor allem durch die Treppen, die ins dunkle Wasser hineinführen) und das Halb-Bewusste (die Treppe, die zum hellen Licht des Mondes hinführt).
Zum anderen sind da die hell erleuchteten Fenster der Häuser und ihre Spiegelbilder im Wasser. Ursprünglich malte ich die Fenster der Häuser dunkel, unbeleuchtet. Aber das machte das ganze Bild langweilig, die Dunkelheit nichtssagend. Da war keine lebende Emotion im Bild, denn die Häuser sahen nicht so aus, als ob ihre BewohnerInnen schliefen, sondern als wären sie unbewohnt. Also fügte ich die Lichter in den Fenstern hinzu, und die zitternden Spiegelbilder der Lichter im Wasser. Und diese kleinen Inseln des Lichts und der Wärme gaben augenblicklich der kühlen Dunkelheit des Restes des Bildes seine Tiefgründigkeit. Sie erzählten von lebenden, atmenden, fühlenden Seelen, die friedlich ruhten oder schliefen - oder die versuchten, die Dunkelheit in Schach zu halten.

 
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