schlüssel
INTERPRETATION


Offenheit/Öffnung, Mittel zum Zweck, Zugang, Befreiung, Akzeptanz, Verstehen


Die Bedeutung: Der passende Schlüssel zu einer versperrten Türe gibt uns die Macht, die Türe aufzusperren. Die folgenden Interpretationen leiten sich allesamt ab von diesem einen Startpunkt.

Aufschließen / öffnen / Offenheit: Die erste Bedeutungsdimension des Schlüssels ist ziemlich allgemein. Der Schlüssel steht für Akte des Aufschließens, oder Öffnens, von etwas, das versperrt oder zumindest geschlossen war. Und er steht für Offenheit in allen Formen, alle Arten von "keine Zugangsbeschränkungen". Der Schlüssel kann für tatsächliches, physisches Aufschließen von Türen stehen, für das tatsächliche Entriegeln von Schlössern. Wichtiger (und anwendbarer) ist aber die bildliche Bedeutung des Schlüssels. Hier kann der Schlüssel zum Beispiel bedeuten, dass jemand sein Herz öffnet (oder öffnen sollte). Oft ist die Offenheit, für die der Schlüssel steht, etwas positives, produktives. Aber der Schlüssel kann auch zu viel Offenheit bedeuten - zum Beispiel, dass jemand emotional kein Schutzschild hat, oder zu leicht beeindruckbar ist. Der Schlüssel kann auf Schwierigkeiten hinweisen, die Grenzen anderer zu akzeptieren oder. eigene Grenzen zu setzen bzw. zu verteidigen.

Ein Mittel zum Zweck / Lösung: Unabhängig von den Motiven für das Aufschließen einer versperrten Türe ist der passende Schlüssel das Mittel dazu. Die Schlüsselkarte repräsentiert das, was wir brauchen um etwas zu erreichen. Sie steht für das, was nötig ist, um dahin zu gelangen, wohin wir gelangen wollen. Sie steht für das Mittel zum Zweck, für das, was ein Problem löst, das, was eine Frage beantwortet. Der Schlüssel repräsentiert den Sprichwörtlichen "Schüssel zum Erfolg". Immer, wenn wir uns fragen "Wie schaffe ich X?", können wir uns den Schlüssel und seine benachbarten Karten ansehen.

Zugang / Eintritt / Schnüffeln: Interessanterweise gibt es mehrere sehr verschiedene Motive für den äußerlich gleichen Akt des Aufschließens einer versperrten Türe. Ein Motiv ist, dass das Aufsperren es einer Person erlaubt, auf die andere Seite der Tür zu gelangen. Hier repräsentiert der Schlüssel also Zugang. Er kann bedeuten, dass wir Zugang zu etwas erlangen sollten, oder er sagt uns, dass etwas uns bereits zugänglich ist. Ein bisschen anders aber damit verwandt sind Akte des Eintretens, des "sich-in-etwas-hinein-Begebens". Abhängig vom Kontext und benachbarten Karten kann der Schlüssel zum Beispiel bedeuten, dass wir uns in eine Beziehung hineinbegeben oder in einen Verein eintreten. Und er kann auch für unrechtmäßiges oder zumindest moralisch fragwürdiges Betreten, Eintreten stehen: für Herumschnüffeln, Spionage. Der Schlüssel kann uns warnen, dass wir, nur weil wir die Möglichkeit haben, Zugang zu etwas zu erlangen, noch nicht automatisch moralisch gerechtfertigt sind, diese Gelegenheit tatsächlich beim Schopf zu ergreifen.

Befreiung / Erlösung / Erleichterung: Ich schrieb oben, dass man eine versperrte Türe vielleicht deshalb aufschließt, weil man Zugang zu dem möchte, was sich auf der anderen Seite befindet. Ein anderes Motiv für das Aufschließen der Türe hat wiederum wenig bis nichts mit dem zu tun, was sich auf der anderen Seite befindet, dafür alles damit, was sich auf dieser Seite befindet. Hier wird eine verschlossene Türe aufgesperrt, um dem zu entkommen, was sich auf dieser Seite befindet. In anderen Worten: Die Türe aufzuschließen befreit uns hier aus einer unangenehmen bzw. ungewollten Situation. In diese Sinn steht der Schlüssel für Befreiungsakte. Vielleicht befreien wir uns selbst oder andere aus einer Art Gefängnis; vielleicht werden wir aber auch (möglicherweise passiv) von etwas erlöst (z.B. von Schmerz, oder einer Pflicht). Der Schlüssel repräsentiert, in einem kleineren aber öfter anwendbaren Sinn, auch Gefühle der Erleichterung.

Akzeptanz / ja / Willkommen: Ein Schlüssel kann benutzt werden, zu etwas Zugang zu erlangen, oder um sich aus einem Gefängnis zu befreien. In beiden Fällen folgt auf das Aufschließen auch eine Bewegung: hin zur anderen Seite der Türe. Das ist beim dritten Motiv für das Aufschließen der Türe anders. Hier wird die Türe geöffnet, um jemand anderen einzulassen. Der Schlüssel steht hier also für ein Willkommen. Er bedeutet, dass wir jemanden oder etwas in unser Leben einlassen, dass wir Zugang gewähren, Erlaubnis geben, "ja" sagen. Der Schlüssel steht also auch für Akzeptanz in all ihren Formen. Er kann die Inklusion oder Integration anderer Menschen, oder von Konzepten bedeuten.

Verstehen / Idee / Einfallsreichtum: Wenn man eine Türe öffnet, wird das, was bisher hinter der Türe verborgen war, plötzlich sichtbar. Der Schlüssel repräsentiert deshalb Einsichten, plötzliches Verstehen, "Heureka!", aber auch langsam wachsendes Verstehen, rationales Begreifen. Der Schlüssel kann bedeuten, dass wir etwas herausfinden bzw. herausfinden sollten. Die Karte kann für Ideen, für Inspiration(en) stehen. Sie kann sagen, dass uns etwas einfällt oder einfallen wird; sie kann für Einfallsreichtum stehen, für Erfindungsgeist.

Unmittelbarkeit / jetzt: Der Schlüssel ist eine jener Karten, die einen sehr starken zeitlichen Sog haben. Er bringt ein Gefühl von Unmittelbarkeit mit sich, ein Gefühl von "Gleich jetzt!". Vielleicht liegt das daran, dass wir Ideen gewöhnlich sehr plötzlich haben. Eben noch war da nichts, und im nächsten Moment ist die Inspiration da, hell und offensichtlich, als wäre sie immer da gewesen. Und während wir vielleicht lange überlegen ob wir eine (metaphorische) verschlossene Türe öffnen sollen, passiert doch der schlussendliche Akt des Öffnens in einem kurzen Augenblick. Vielleicht ist das der Grund, warum der Schlüssel oft auf Dinge hinzuweisen scheint, die gerade jetzt passieren, oder die zumindest unmittelbar bevorstehen.

See also the annakblogs article >> So, is the Key a negative or a positive card?


Das Bild: Es war nicht leicht für mich, zu illustrieren, was der Schlüssel bedeutet; ich verbrauchte viel Zeit und Skizzenpapier. Denn schließlich wollte ich alle drei Facetten des "Aufschließens" sichtbar machen (Befreiung, Zugang, Willkommen), und ich wollte ein Gefühl der Unmittelbarkeit wecken, eine Ahnung der intensiven Emotion, die mit plötzlichen Einsichten einhergeht. Zuerst versuchte ich es mit einem Konzept, das ohne Person auskam. Aber wenn ich nur einen Schlüssel im Schloss oder neben einem Schloss zeichnete, oder sogar eine Hand, die einen Schlüssel zu einem Schloss hielt, war es nie klar, ob der Schlüssel dieses Schloss nun auf- oder zusperrte. Auch fühlten sich die Skizzen seltsam distanziert und kühl, unemotional an. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, dass sie deshalb nicht funktionierten, weil sie durch das Fehlen der beteiligten Person gar nicht anders konnten als technisch, mechanisch zu bleiben. Und die Schlüsselkarte handelt eben nicht von rein mechanischem Öffnen; die Akte des Öffnens, die sie repräsentiert, schließen immer mit ein, dass eine denkende, fühlende Person den Akt des Öffnens ausführt. Deshalb funktionierte meine Illustration erst, als ich eine Person miteinbezog, deren Herzbereich und Kopf ebenso sichtbar waren wie ihre Hand. Nun fühlte ich mich endlich ins Bild hineingezogen. Ich fühlte, als hätte ich eben selbst die Türe aufgeschlossen und wäre dabei, sie aufzumachen, blinzelnd ins helle Licht hinauszusehen: erleichtert, mich aus meinem dunklen Gefängnis befreit zu haben; neugierig auf das, was draußen auf mich wartete; oder glücklich, Besuch zu empfangen. Das helle Licht, das von draußen hereinleuchtet, ist außerdem ein schönes Symbol für Inspiration, für Geistesblitze, für Verstehen. Und ich hatte ganz instinktiv den Schlüssel auf der Höhe des Herzens der Person gezeichnet - als ob es auch ihr Herz wäre, das sie eben geöffnet hatte, nicht nur die Türe. Und das Haar der Person ist rot-golden, genauso wie der Schlüssel, was den Schlüssel mit mentalen Prozessen, mit einem offenen Geist, mit Einfallsreichtum verknüpft.
Was ich mit Absicht tat, war, den Schlüssel und den Turm in einigen Details miteinander zu verbinden. Denn inhaltlich gesehen sind sie in mancher Hinsicht das genaue Gegenteil voneinander. So wie der Schlüssel "ja" sagt und "Willkommen!" sagt der Turm "nein" und "Bleib weg!"
Vielleicht haben Sie schon selbst bemerkt, dass die diesig-sonnige Baumlandschaft außerhalb der Türe in der Schlüsselkarte dieselbe ist wie die in der Turmkarte. Turm und Schlüssel könnten also den selben Ort darstellen zu unterschiedlichen Zeitpunkten (bzw. aus unterschiedlichen Perspektiven). Während in der Turmkarte die Türe noch verschlossen ist, wurde die Türe in der Schlüsselkarte von innen geöffnet. Auf dem Türblatt in der Schlüsselkarte erkennt man, wenn an genau hinsieht, das Andreaskreuz wieder, das auch auf der Türaußenseite der Turmkarte zu sehen ist.



 
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