Bär
INTERPRETATION


Dominanz, LehrerIn/Elternfigur, Kompetenz, Kraft, Beschützen


Die Bedeutung: Wie ich es auch bei all den anderen Karten tat, sah ich mich nach den üblichen Deutungen des Bären um, bevor ich meine eigene Interpretation entwickelte. Dabei stellte ich schnell fest, dass die primäre Quelle für die Deutung des Bären wohl das Bild einer machtvollen Mutterbärin sein muss, die ihren Nachwuchs kämpferisch-wild beschützt. Zwar ist meine eigene Interpretation der Karte etwas ausgeschmückter, umfassender als die traditionelle. Aber auch für mich stellt das Bild einer machtvollen Mutterbärin die Grundlage meiner Deutung dar.

Elternteil / AnführerIn / LehrerIn: Zwar ist die Quelle meiner Deutung des Bären das Bild einer machtvollen Mutterbärin, aber ich interpretiere die Karte nicht ausschließlich als Mutterfigur (wie es manche traditionelle KartenlegerInnen tun). Ich interpretiere den Bären als Elternteil bzw. -figur, egal welchen Geschlechts. Wenn die Eltern einer Person eine sehr geeinte Front präsentieren, dann repräsentiert der Bär möglicherweise auch beide Elternteile, als eine Entität. Nun ist die Rolle, die eine Bärin für ihre Jungen spielt, nicht nur eine nährende und beschützende. Sie führt ihre Jungen auch; sie bringt ihnen alles bei, das sie wissen müssen, um zu überleben. Deshalb deute ich den Bären oft als warmblütige Führungsperson, ChefIn, SupervisorIn, als persönlich involvierte Lehrperson - letzteres nicht unbedingt im Sinne einer Lehrkraft in der Schule, sondern vor allem auch im Sinne einer Person, die uns wichtige Lektionen erteilt bzw. erteilen könnte. Etwas anders ausgedrückt steht der Bär für die Personen in unserem Leben, die uns beschützen, führen, lehren - und herumkommandieren.

Macht / Dominanz / Einfluss: Eltern, LehrerInnen und Führungskräfte haben Macht. Sie haben Einfluss auf uns auf verschiedenste Weisen und in unterschiedlichem Ausmaß, ganz einfach aufgrund der dominanten Rolle, die sie in unserem Leben spielen. Daher ist "Macht" eine der wichtigsten Bedeutungen des Bären, vor allem in der Form von Dominanz. Diese Dominanz kann sich in der Form einer dominanten Persönlichkeit zeigen, oder als dominantes Verhalten. Auf einer abstrakteren Ebene steht der Bär für alles, was einen dominanten Einfluss auf unser Leben hat - egal ob dieser Einfluss von einer Person ausgeübt wird oder einer Weltanschauung oder bestimmten Gewohnheiten. Für sich alleine, kontextunabhängig, kann der Einfluss als neutral gesehen werden; in spezifischen Kontexten wird er mal als positiv, mal als negativ erlebt werden. In meiner Erfahrung ist es allerdings häufig angebracht, den Bären als Vorschlag zu lesen, sich von einem allzu dominanten Einfluss zu befreien. Besonders wenn es sich dabei um eine Person handelt, scheint uns der Bär oft zu sagen, dass wir lernen müssen, uns gegen die Einflussnahme dieser Person zu behaupten.

Kraft / Bestimmtheit / Bullying : Oben erwähnte ich bereits, dass der Bär eine dominante Persönlichkeit reräsentieren kann. Von einer etwas anderen Perspektive steht er auch für Charakterstärke, Bestimmtheit und physische Kraft. Als Ratschlag sagt uns der Bär hier, dass wir versuchen sollten, die Führung zu übernehmen, uns selbstbewusst zu behaupten, oder uns selbst bzw. andere zu schützen. Allerdings kann der Bär nicht nur für warmblütiges, sondern auch für cholerisches Verhalten stehen, für einen tyrannischen, aufbrausenden, reizbaren Charakter. Hier muss er als Warnung gelesen werden. Er schlägt dann vor, dass wir versuchen sollten, uns zurückzuhalten, damit sanftere Menschen nicht ständig von uns überwältigt werden. Er warnt vor Bullies oder legt uns selbst nahe, andere nicht zu dominieren bzw. einzuschüchtern.

Kompetenz / praktisches Wisesen: Im Vergleich zu ihren Schützlingen sind Eltern und Lehr- bzw. Führungskräfte sehr kompetent; sie haben Fähigkeiten, die ihre Schützlinge nicht haben - zumindest wird ihre Führung mittel- bis langfristig nur akzeptiert, wenn das das der Fall ist. Gute Eltern und Führungskräfte haben viel Lebenserfahrung, viele praktische Fähigkeiten, praktisches Wissen, das sie auch weiterzugeben gewillt sind. Wenn der Bär also in einer Legung auftaucht kann die Karte bedeuten, dass Kompetenz und praktisches Wissen vorhanden sind - oder, dass wir danach streben sollten. Der Bär kann vorschlagen, dass wir nach jemandem suchen sollten, der in Bezug auf unser Anliegen Kompetenz besitzt; dass wir nach jemandem Ausschau halten sollten, dessen Fähigkeiten unsere eigenen übertreffen, damit wir dazulernen können.

Schutz / besitzergreifendes Verhalten / Besitz: Persönlich involvierte, warmblütige Eltern, Führungs- oder Lehrkräfte legen ihren Schützlingen gegenüber meist auch beschützendes Verhalten an den Tag. Sie sorgen sich um deren Wohlergehen, kümmern sich um ihre Bedürfnisse, wehren AngreiferInnen ab. Der Bär ist daher ein guter Repräsentant für eine Person mit Schutzfunktion, für Beschützerinstinkt, für jemanden, der sich um uns kümmert - und auch für Vorsorge. Wann immer ich eine Frage dazu habe, wie ich etwas oder jemanden schützen könnte, oder welche Vorsorge ich treffen könnte, ist der Bär eine der ersten Karten, die ich mir ansehe. Allerdings kann schützendes Verhalten in seiner übertriebenen oder pervertierten Form auch zu besitzergreifendem und letztlich zu emotional, ökonomisch oder sogar physisch gewalttätigem Verhalten werden. Deshalb kann der Bär auch sehr eifersüchtige, aggressive, kontrollierende PartnerInnen repräsentieren.
Abschließend kann noch erwähnt werden, dass der Bär traditionell oft mit den persönlichen Finanzen der Fragestellerin, z.B. ihrem Einkommen oder ihrer Investments, assoziiert wird. Ich persönlich sehe allerdings keine inhaltliche Verbindung zwischen Finanzen und den anderen Bedeutungen des Bären, deshalb benutze ich diese Deutung nicht. In Einzelfällen lese ich den Bären aber als den Besitz einer Person bzw. noch genereller, als Besitzanspruch. Diese passen, finde ich ich, sehr gut zu den besitzergreifend/schützenden Tendenzen, die ich oben beschrieb.

See also the annakblogs article >> So, is the Bear a positive or negative card?


Das Bild: Im Zuge meiner Recherche der Spezies "Bär" als Vorbereitung für das Zeichnen der Karte fand ich heraus, dass männliche Bären Einzelgänger sind. Abgesehen von der Paarungszeit gehen sie anderen Bären aus dem Weg oder attackieren sie bei Begegnungen. Nur die Bärinnen verbringen längere Zeit mit anderen Bären: Wenn sie ihre Jungen aufziehen. Bärinnen wandern viele Monate, manchmal Jahre, mit ihren Jungen durch das Land; sie bringen ihnen alles bei, was sie zum Überleben benötigen, und sie beschützen sie vor Gefahren (etwa vor männlichen Bären). Wenn meine Bärenkarte also Führungskraft und Elternfiguren repräsentieren sollte, dann war es sehr viel sinnvoller, eine Bärin mit ihren Jungen darzustellen als einen einzelnen (und daher möglicherweise männlichen) Bären, der niemals führen, lehren oder beschützen würde. Auch Teil des Bildes ist ein Bienenstock in einem Baum und Bienenwaben im Vordergrund, ein Busch voller reifer Beeren und frisch gefangener Lachs. Sie alle symbolisieren Besitz und Vorsorge - von den Bären gegessen werden sie zu Fettreserven, die die Bären über den Winter bringen, und sie stehen für praktisches Wissen, für Kompetenz.

 
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