Tod, Ende, Verlust, Trauer, Loslassen, etwas unterdrücken
Die Bedeutung:
Der Sarg ist wohl vielleicht die Karte mit der am wenigsten komplexen Bedeutung. Aber er ist auch eine sehr wichtige Karte. Denn die Verluste, die wir erleiden, und wie wir mit ihnen umgehen, sowie die Dinge, die wir tief in uns vergraben, haben einen immensen Einfluss auf unser Leben.
Tod / Verlust / Ende: Weil Särge benützt werden, Tote zu bestatten, repräsentiert der Sarg zuallererst den Tod bzw. Todesfälle. Während diese wörtliche Interpretation einfach und schnell ist, ist sie allerdings nicht allzuoft anwendbar. Ja, in manchen Fällen betrifft das Thema der Frage tatsächlich den Tod oder nahenden Tod einer schwer kranken Person. Aber viel produktiver ist es, "Tod" nicht wörtlich zu verstehen, sondern metaphorisch, als ein Ende. Der Sarg kann für jede Art von Ende stehen, beispielsweise für das Ende einer Beziehung, eines Anstellungsverhältnisses, eines Gefühls (z.B Verliebtheit), das Ende einer Lebensphase. Die Karte kann für sehr negative Verlusterfahrungen stehen, für Dinge, die uns quasi gewaltsam "entrissen" werden, Verluste, die uns mit tiefen Verletzungen zurücklassen, aber auch für zwar ebenfalls schmerzhafte aber am Ende doch produktive Verluste von Dingen, die nicht mehr zeitgemäß oder nicht mehr gut für uns waren. So kann der Sarg zum Beispiel bedeuten, dass wir einen lange festgehaltenen Glauben schließlich unwiederruflich verlieren, wenn wir nicht mehr die Augen davor verschließen, dass er nicht mit den Tatsachen übereinstimmt.
Trauer / Loslassen: Verbunden mit Verlusten ist das Gefühl von Trauer. Der Sarg repräsentiert daher Trauer, Trauerprozesse, und in weniger intensiver Form auch Gefühle von reaktiver Traurigkeit oder emotionale Abgestumpftheit. Oft kann man den Sarg als Hinweis verstehen, dass wir, wenn wir einen Verlust verarbeiten und danach wieder glücklich weiterleben wollen, zuerst trauern müssen. Vorher können wir nicht weitergehen.
In solchen Fällen kann der Sarg sogar für Trauerrituale stehen. Und weil erfolgreich geleistete Trauerarbeit es uns ermöglicht, loszulassen, deute ich den Sarg auch oft als etwas, das man loslassen sollte.
Etwas begraben oder unterdrücken: Särge werden (sofern sie nicht eingeäschert werden) in der Erde vergraben, mit der Absicht (zumindest in der Theorie) ihren Inhalt nie wieder ans Tageslicht heraufzuholen. Die Sargkarte kann daher auch für Dinge stehen, die wir tief in uns selbst vergraben, Dinge, die wir nicht lebendig sein lassen, die wir unterdrücken. So steht er etwa für begrabene Träume, für unterdrückte Verlagen, oder Teile unserer Persönlichkeit, die wir nicht lebendig sein lassen. Natürlich kann es manchmal nötig sein, etwas zumindest zeitweise zu unterdrücken. Oft aber begraben wir Dinge ganz unnötig, aus Angst heraus oder aus Scham. In solchen Fällen hindert uns dieses Unterdrücken daran, ein erfülltes Leben zu leben.
Pessimismus: Manche Kartenlegerinnen lesen den Sarg nicht nur als Trauer, sondern ganz generell als eine pessimistische Weltsicht bzw. Einstellung. Ich persönlich tue das nicht, denn ich bin nicht sicher, ob es einen direkten Zusammenhang gibt zwischen Tod/Verlust und Pessimismus. Aber ich verstehe, warum man dafür argumentieren könnte, daher sei er der Vollständigkeit halber erwähnt.
Das Bild:
Wenn Sie gelesen haben, was ich oben schrieb, dann wird es Sie nicht wundern, dass ich einen Sarg zeichnete, der bereits ins Grab hinabgelassen wurde. Tod, Verlust und Trauer sind nach wie vor eindeutige Interpretationsmöglichkeiten der Karte. Zusätzlich ist aber "etwas, das wir tief in uns begraben, unterdrücken" so noch sehr viel deutlicher hervorgehoben, als wenn der Sarg noch aufgebahrt im Freien stünde. Die roten Rosen auf dem Deckel fügte ich hinzu, weil sie bei Begräbnissen gerne benutzt werden um "Liebe bis über den Tod hinaus" zu symbolisieren. In meiner Karte stehen sie daher zum einen für die emotionale Bedeutung, die der Verlust bzw. das, was sie unterdrückt, für die Fragestellerin hat. Zum anderen könnten die roten Rosen können auch darauf hinweisen, dass ein Fragesteller etwas noch nicht losgelassen hat, aber loslassen sollte, oder, dass man etwas eben nicht begraben sollte, weil es noch lebendig ist.
