haus
INTERPRETATION


Zuhause, Privatsphäre, Vertrautheit, Regeln, Konservativismus  


Die Bedeutung: Meine Interpretation des Hauses beginnt zwar mit dem Ort, den wir "Zuhause" nennen, aber das Thema, das die Bedeutungen dieser Karte durchzieht wie ein roter Faden ist Vertrautheit. Vertrautheit ist impliziert in allen Bedeutungsdimensionen des Hauses, nicht nur dort, wo sie explizit von mir erwähnt wird.

Zuhause / Familie / Privatsphäre: Eine der wichtigsten Bedeutungen des Hauses ist "Zuhause"; alles, was mit unserer Wohnsituation zu tun hat, mit unserem Haushalt. Darüber hinaus kann das Haus bedeuten, dass wir uns an einem Ort oder bei einer Person zuhause fühlen; das wir uns mit etwas sehr wohl fühlen. Das Haus kann bedeuten, dass wir uns etwas oder jemandem zufriedengeben. Außerdem repräsentiert das Haus unsere Familie - unsere Herkunftsfamilie, aber auch die Familie, die wir uns selber aufgebaut haben. Und es kann für einzelne Familienmitglieder stehen. Etwas abstrakter aber nicht weniger nützlich ist die Interpretation des Hauses als Privatsphäre oder Privatheit. Aus diesem Blickwinkel heraus steht es für alles, was wir als privat betrachten bzw. privat halten möchten.

Vertrautheit / Normalität / Angst vor Neuem: In unserem Zuhause sind wir umgeben mit Dingen, die uns vertraut sind. Anders ausgedrückt werden wir uns kaum an einem Ort zuhause fühlen, mit dem wir uns noch nicht vertraut gemacht haben. Deshalb steht das Haus auch für Vertrautheit, für Vertraulichkeit, Intimität (nicht sexueller Art) - für alles, womit wir so vertraut sind, dass es uns ganz einfach "normal" erscheint, für Dinge, an die wir gewöhnt sind, Dinge, die sich lange etabliert haben. In manchen Fällen weist das Haus allerdings auch darauf hin, dass es zu einer gewissen Engstirnigkeit gekommen ist: zu einer Abneigung gegen alles, was wir nicht gewöhnt sind. Es kann bedeuten, dass jemand etwas oder andere Menschen nur deshalb ablehnt, weil sie neu oder unvertraut sind. So steht da Haus also auch für Fremdenfeindlichkeit.

Ordnung / Pläne / Sicherheit: In jedem Zuhause herrscht eine gewisse Ordnung. Dabei spreche ich allerdings nicht von Ordentlichkeit, Sauberkeit, sondern von Ordnung im Sinne von Regelmäßigkeit, von simplen Strukturen innerhalb derer sich die Bewohner des Hauses bewegen (nicht notwendigerweise glücklich damit!). Für diese Art von Ordnung - Regelmäßigkeit und simple Strukturen - steht also das Haus. Darüber hinaus kann man es auch als Pläne lesen. Denn die Pläne, die wir machen, organisieren und strukturieren unser Leben ebenfalls. Sie sind Richtlinien für unser (zukünftiges) Handeln, die wir freiwillig für uns selbst festschreiben. Und weil Ordnung und Pläne uns sicher fühlen lassen (und oft tatsächlich das Risiko ungewünschter Entwicklungen senken) interpetiere ich das Haus auch gerne als tatsächliche oder empfundene Sicherheit; Sicherheit vor allem im Sinne von einem niedriem Risikofator, oder im Sinne von "nichts bedroht die etablierte Ordnung". Beachten Sie aber, dass das alles nicht notwendigerweise produktiv ist. Man kann sich beispielsweise derart auf einen Plan versteifen, dass man nicht mehr spontan handeln bzw. reagieren kann. Die Unfähigkeit, kalkulierte Risiken einzugehen, der Zwang, immer die sicherste Option zu wählen, kann uns darin hindern, unser Leben voll auszuschöpfen.

Feste Gewohnheiten / Tradition / Konservativismus: Eng verbunden mit den im vorangehenden Absatz beschriebenen Regelmäßigkeiten ist der Themenbereich von individuellen Gewohnheiten und gesellschaftlichen Traditionen. Das Haus kann eine traditionelle Weltsicht repräsentieren, alles das, was konventionell ist, Konventionen und Traditionen. Es steht für Dinge, von denen wir behaupten, sie seien "immer schon so gewesen!", für das, was wir als "ordentlich und angemessen" betrachten. Und es repräsentiert unsere festen Gewohnheiten; Gewohnheiten, die so in uns verwurzelt sind, dass sie zu unserer Natur zu gehören scheinen. Von einem allgemeineren Blickwinkel aus steht das Haus für Konservativismus; den Versuch, Dinge so zu bewahren, wie sie sind.
Gewohnheiten, Traditionen und Konservativismus können hilfreich sein. Sie führen dazu, dass Dinge bestehen bleiben, erhalten werden. Die daraus resultierende Kontinuität lässt uns eine gewisse Sicherheit fühlen. Traditionen sind nützliche Richlinien und Anker in schwierigen Situationen. Und starke Überzeugungen, was "gut und richtig" ist, reduzuieren Komplexität. Sie machen es unnötig, immer wieder neu überlegen zu müssen, was zu tun ist. Allerdings kann uns ein starkes Anhängen an Traditionen auch davon abhalten, unser Leben so zu gestalten, wie es für uns als Individuum eigentlich am besten wäre. Strikter Konservativismus behindert eine Verbesserung der Lebensumstände, weil er Innovationen blockiert. Und sehr festgefahrene Gewohnheiten machen uns unfelxibel und sogar handlungsunfähig in Situationen, wo sie nicht anwendbar sind.

See also the annakblogs article >> So, is the House a positive or negative card?


Das Bild: Meine Illustration des Hauses spricht hoffentlich für sich. Ein Haus (nicht besonders groß, offensichtlich ein privates Wohnhaus) ist eingenistet zwischen hohen Bäumen am Ende eines Gartens. Weil das Haus auch Familie repräsentiert, konnte ich nicht widerstehen, eine winzige Familie hineinzuzeichnen - und weil die Karte für Konservativismus steht, zeichnete ich den Vater beim Wagen und die Mutter beim Wäscheaufhängen. as Kind ist sicher im Inneren des Hauses; es winkt aus einem der Fenster. Natürlich sind die Figuren so winzig, dass man nur raten kann, was sie gerade tun. Aber schließlich geht es nicht um sie als Individuen; sie definieren das Haus nur sehr viel eindeutiger als bewohntes Heim. Das geschlossene Gartentor mit seinem großen Riegel war auf meiner ersten Skizze des Hauses noch nicht zu finden. Das Bild fühlte sich aber erst richtig an, als ich Tor und Riegel hinzufügte. Ohne sie erschien das Haus als sehr zugänglich. Ich aber wollte ausdrücken, dass es bei dieser Karte um private Angelegenheiten geht, darum, nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch Veränderung und das Unvertraute auszuschließen. Mit Tor und Riegel ist man willkommen, sobald man sich im Inneren des Gartens befindet; die Haustüre selbst steht offen. Steht man aber als Außenseiter noch vor dem Tor, wird man durch dieses auf Distanz gehalten. Die Heckenrosen am Zaun und am Haus selbst fügte ich nicht hinzu, um familiäre Liebe anzudeuten. Ich fügte sie hinzu, weil sie eine gewisse dornröschenhafte Schläfrigkeit einbrachten. Alles hat stagniert, vielleicht sogar in einem durchaus angenehmen Zustand - aber nichts ändert sich, jemals.

Wenn Sie die Hauskarte mit der Parkkarte vergleichen, werden Sie feststellen, dass die beiden Karten sehr gut zusammenpassen. Es ist einfach, sich vorzustellen, dass der öffentliche Part irgendwo hinter den Bäumen hinterm Haus verortet ist.



Auch der Park ist mit winzigen Figuren bevölkert; allerdings sind es in seinem Fall nicht nur drei, sondern sehr viele. Denn der Park repräsentiert die ganze Gesellschaft, oder zumindest große Teile davon. Sein großer Torbogen im Hintergrund ist offen, und auch der Rahmen der Karte ist auf einer Seite unterbrochen. Denn immerhin steht der Park im Gegensatz zum Haus für Öffentlichkeit, für das, was allen zugänglich ist. s  
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